Agile meets Innovation: Wie man mit agilem Innovationsmanagement die Zusammenarbeit gestaltet

Agiles Arbeiten
Die Entwicklung von einer Idee (Glühbirne) mit einzelnen Schritten zur Lösung auf schwarzem Hintergrund. Es soll den Prozess von Agilem Innovationsmanagement zeigen.

Inhaltsverzeichnis

9 Minuten
Donnerstag, 03.08.2023

In unserer heutigen volatilen und unsicheren Umgebung stehen Unternehmen vor der schwierigen Aufgabe, flexibel und innovativ zu bleiben. Häufig scheint dann Agile die Lösung zu sein. In der Praxis kann es Organisationen jedoch träge machen und die Mitarbeitenden frustrieren. Das muss nicht so sein, wenn die Kombination aus Design Innovation und Agile gelingt.

Im Jahr 2001 verfasste eine Gruppe von Softwareentwickler:innen das mittlerweile berühmte Agile Manifesto. Das Manifest ist idealistisch und zugleich pragmatisch, eine Ode an Zusammenarbeit, gemeinsame Gestaltung und das Erledigen von Aufgaben. Es markierte den eigentlichen Beginn des digitalen Zeitalters. Verständlicherweise schlug es Wellen. Das Versprechen von schnell agierenden Teams, offener Kommunikation und schnellen Veröffentlichungszyklen war nicht nur für technische Produktentwickler:innen verlockend, sondern für die gesamte Geschäftswelt.

Ganze Organisationen behaupten heute agil zu sein, obwohl weder ihre Planung noch die Zielsetzung dem entspricht. Während Agiles Projektmanagement großartig ist, um Produkte und Dienstleistungen zum Leben zu erwecken, gibt es einen Schritt im Prozess davor: Was sollen wir überhaupt entwicklen? Das Schreiben von Epics und User Stories ist großartig, aber für wen schreiben wir sie eigentlich?

In diesem Artikel besprechen wir:

  • Das Innovationsproblem
  • Agiles Innovationsmanagement
  • Wie diese Prozesse im Laufe eines Projekts weiterentwickelt werden
  • Was die besten Frameworks sind, die man verwenden sollte?
Personen, die gemeinsam an einem Projekt arbeiten und Zusammenarbeit demonstrieren.

Das Innovationsproblem

Die Einführung neuer Produkte und Dienstleistungen ist riskant und erfordert erhebliche Ressourcen. Die Kosten für Teams und Zeit, die für die Entwicklung einer einzigen mobilen App erforderlich sind, können in die Millionen gehen. Unternehmen zögern oft, echte Innovationen anzugehen, da sie wenig Erfahrung oder Vertrauen in ihre Innovationskraft haben.

Oft besteht kein Zweifel daran, dass Organisationen Änderungen vornehmen müssen, sei es bei ihren Kernleistungen, den Teams oder dem Geschäftsmodell. Das Erkennen des Problems ist nur die halbe Miete. Der nächste Schritt besteht darin, herauszufinden, wie man vorankommt: auf welche Kundensegmente man sich konzentrieren soll, welche Probleme man angehen sollte - die Liste ist schier endlos.

Unsere heutige VUCA-Welt (Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität) treibt die Notwendigkeit voran, innovative Produkte und Dienstleistungen sowie die Art und Weise, wie wir diese entwickeln, kontinuierlich zu optimieren.

Zu verstehen, wie man VUCA-Faktoren entgegenwirkt, bedeutet nicht einfach nur, sie im Hinterkopf zu behalten. Stattdessen muss die gesamte Geschäfts- und Unternehmenslandschaft durch ihre Kultur, Methoden, Prozesse und Teams auf das Unerwartete vorbereitet sein. Es ist entscheidend, Arbeitsweisen zu übernehmen, die Veränderung, Zusammenarbeit, Iteration und Innovation fördern, anstatt Flexibilität und originelles Denken einzuschränken.

Um den Herausforderungen gerecht zu werden, haben wir bei DAYONE über viele Jahre, Kund:innen und Projekte hinweg unseren Arbeitsprozess verfeinert. Hier kommen einige unserer Erfahrungen und der Umgang damit.

Agiles Innovationsmanagement

Die Kombination aus Design Innovation und Agile hat sich als erfolgreiche Strategie erwiesen, um dem Wettbewerb und dessen Herausforderungen einen Schritt voraus zu sein.

Design Innovation ermöglicht Unternehmen:

  • Ein besseres Verständnis der Bedürfnisse und Vorlieben der Kund:innen und die Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen, die diesen gerecht werden.
  • Das Schaffen von Produkten und Dienstleistungen, die sich in einem überfüllten Markt abheben, Markenloyalität aufbauen und die Kundenzufriedenheit steigern.
  • Mehr Gewissheit bei Entscheidungen und in der Ausrichtung, da durch Forschung, Interviews und Tests ein direkter Draht zur Zielgruppe entsteht.

Der iterative Ansatz von Agile ermöglicht Unternehmen:

  • Eine schnelle Reaktion auf sich ändernde Marktbedingungen und Kundenfeedback.
  • Eine schnellere und effizientere Iteration.
  • Die Vermeidung monatelanger abstrakter Planung, die nur auf Vermutungen und Annahmen basiert.

Durch die Kombination dieser Ansätze können Unternehmen eine Innovationskultur schaffen, die es ermöglicht, flexibel zu bleiben, sich an die ständig verändernde Geschäftswelt anzupassen, anstatt sich in übertriebenen Plänen und Strategien zu verstricken. Besonders wertvoll in einer VUCA-Welt, in der unerwartete Herausforderungen und Unterbrechungen zur Norm gehören.

Was ist Agile und warum sollten wir es verwenden?

Laut Atlassian ist Agile eine Projektmanagementmethode, die Flexibilität, Zusammenarbeit und kontinuierliche Verbesserung betont. Ursprünglich für die Softwareentwicklung entwickelt, wurde sie inzwischen für verschiedene Branchen, Geschäftstypen und Jobbeschreibungen angepasst.

Für uns ist Agilität die Fähigkeit, Veränderungen aktiv zu schaffen und auf deren Resonanz schnell zu reagieren. Ein Weg, mit einem unsicheren und turbulenten Umfeld umzugehen und letztendlich erfolgreich zu sein. Es geht darum, zu verstehen, was in der Umgebung, in der man sich heute befindet, vor sich geht. Zu erkennen, mit welcher Unsicherheit man konfrontiert ist und herauszufinden, wie man sich daran anpassen kann, während man vorankommt. Es basiert auf einem grundlegenden Mindset, Werten in den Denk- und Arbeitsweiten, mehreren Prinzipien zur Gestaltung der Zusammenarbeit und einer Vielzahl an Tätigkeiten in der Praxis.

Die Verwendung von Agile fördert eine Kultur kontinuierlicher Verbesserung, des Lernens und der Innovation, was Organisationen einen Wettbewerbsvorteil auf dem hyperkompetitiven Markt verschaffen kann. Indem man große Projekte in iterative Zyklen aufteilt, ermöglicht Agile Teams, schnell auf sich ändernde Anforderungen und Feedback zu reagieren. Dadurch können Unternehmen auf effizientere Weise Mehrwert für ihre Kund:innen schaffen. Richtig angewandt kann Agile für eine bessere Projekttransparenz, höhere Kundenzufriedenheit, schnellere Markteinführung und sogar für eine positivere Stimmung im Team sorgen.

Agiles Innovationsmanagement steht im Gegensatz zu Mikromanagement. Es gibt Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und viel Vertrauen im Prozess. Je besser Teams den Prozess und ihre Positionierung gegenüber Kund:innen und dem Wettbewerb verstehen, desto flexibler und anpassungsfähiger können sie auf verschiedene Umstände und Situationen reagieren. Mit anderen Worten: Agile ist kein Schritt-für-Schritt-Leitfaden. Es ist ein ständiger Fluss von Kommunikation, Output, Iteration und Information.

Allerdings stehen Unternehmen, die Produkte und Dienstleistungen zum Leben erwecken wollen, immer wieder vor einer weiteren großen Herausforderung. Nämlich der Frage, "Was sollen wir erschaffen und warum?". Hier kommt Design Innovation ins Spiel.

Ein Labyrinth, dass die Herausforderungen von der Idee zum fertigen Produkt zeigt.

Design Innovation

Design Innovation ist eine Denk- und Arbeitsweise, die bei nutzerzentrierte Gestaltung im Mittelpunkt der Entwicklung von Produkten oder Dienstleistungen steht. Dabei werden beispielsweise regelmäßig Interviews und Testings eingesetzt, um Kundenbedürfnisse und Erkenntnisse aufzudecken, mit denen potenzielle Lösungen gefunden werden. Aus diesen Lösungen werden Prototypen, die basierend auf dem Feedback solange iteriert werden, bis es erfolgreiche Produkte werden können. Mit anderen Worten werden Lösungen entwickelt, die zum Kunden/in passen, und nicht umgekehrt.

Design Innovation ist eine agile Arbeitsweise: Dabei stehen Kundenbedürfnisse, Wünsche und Ziele im Vordergrund. Wie man diesen Bedürfnissen gerecht werden kann, sollte man herausfinden während Geschäftsziele erreicht werden.

Unternehmen können dazu neigen, Lösungen zu entwickeln, die ihnen gefallen und versuchen, sie ihren Kund:innen zu verkaufen. Aber Nutzer:innen sind heute genauso anspruchsvoll wie ungeduldig. Um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen, müssen sich Organisationen auf dem Markt abheben, Markenloyalität aufbauen und Produkte und Dienstleistungen schaffen, die der Zielgruppe einen wirklichen Mehrwert bieten.

Wie bei jeder andere Methode oder Prozess gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie Design Innovation angegangen werden kann. Deshalb haben wir bei DAYONE ein Mindset, einen Framework und eine Methodik entwickelt (DIaaS®, über das du hier mehr erfahren kannst), das uns hilft, die Komplexität und Unberechenbarkeit beim Schaffen von Veränderung und Erneuerung zu bewältigen.

Wie diese Prozesse im Laufe eines Projekts weiterentwickelt werden

Agile Frameworks, die Design Innovation integrieren, können und sollten sich im Laufe der Zeit weiterentwickeln.

In frühen Phasen eines Innovationsprojekts konzentrieren sich Teams beispielsweise häufig auf erste Tasks und Aufgaben, um den Problemraum zu beschreiben, erste Gespräche zu führen und Daten zu erheben. Dabei wird bereits in Sprints, aber eher lose auf Aufgabenebene gearbeitet und auf weitere agile Formalitäten (z.B. Definition of Done, Definition of Ready) bewusst verzichtet. Mit fortgeschrittener Zeit und steigendem Reifegrad des Produktversprechens werden Teams typischerweise größer, sodass die Herausforderungen an Transparenz, Kommunikation und das Management von Abhängigkeiten steigt. Insofern ist das iterative Einführen weiterer Routinen und Standards, z.B. in Form von Epics, User Stories und Akzeptanzkriterien, ein wichtiger Schritt, damit sich agiler Fortschritt nicht in agiles Chaos wandelt.

Anders ausgedrückt: die Art der agilen Prozesse sollte der Komplexität und Reife des Produkts, Projekts oder der Dienstleistung entsprechen. Deshalb ist es wichtig, den agilen Workflow im Laufe der Zeit anzupassen und zu verändern, insbesondere in größeren Organisationen. Dadurch kannst du deine Innovationspraxis und -reife verbessern. Sich von starren Prozessen einschränken zu lassen ist leicht. Daher ermutigen wir unsere Kund:innen im Vorgehen flexibel zu sein, um so organisatorischen Innovationsbemühungen zu beschleunigen.

Zwei Personen, die Benutzerinterviews durchführen oder einen Prototyp testen.

Sind das die besten Frameworks, die man verwenden sollte?

Indem man Design als ganzheitliche Innovationsstrategie und Umsetzung priorisiert, können Marken Gewissheit in ihrer Produktvision finden, Klarheit über die Ausrichtung des Produkts erlangen und falsche Annahmen korrigieren, bevor das Produkt entwickelt wird.

Dabei ist es erfolgskritisch, nicht in Prozessen und Frameworks stecken zu bleiben. Wir haben auch schon gesehen, dass Teams mit Erfolg "Wagile" (ein Begriff, der die Kombination von Wasserfall und Agile beschreibt) verwendet haben. Dieser Ansatz kann Organisationen helfen, die tatsächlich etwas mehr Planung benötigen, um voranzukommen, oder Kund:innen, die Schwierigkeiten mit Abstraktion haben und ausgereiftere Designs sehen müssen, bevor sie entscheidungsfähig sind.

Als Design Innovation Company ist es nicht nur unsere Aufgabe, effiziente Arbeitsweisen zu fördern und durchdachte Produkte zu schaffen, sondern auch unseren Kund:innen ein sicheres Gefühl bei der gemeinsam eingeschlagenen Richtung zu geben. Organisationen mit einem hohen Maß an Marktreife und einem sehr genauen Zielgruppen-Verständnis können Agiles Innnovationsmanagement nach Lehrbuch durchführen. Sie sind durch gründliche Tests, spezifizierte User Stories und strukturierte Methoden in der Lage aus abstrakten Ideen funktionierende Produktmerkmale zu schaffen, die tatsächlich Benutzerbedürfnisse lösen.

Agiles Innovationsmanagement in der Praxis

Am Anfang ist das Verwenden von Frameworks ein bisschen wie ins Fitnessstudio gehen. Die ersten paar Workouts sind nicht großartig - man hat keine Ahnung, wie die Geräte zu benutzen sind, welche Arbeitsbelastung oder Intensität man bewältigen kann, wie eine Routine aussehen soll, wann man am besten trainieren sollte - aber sobald man ein paar Mal da war, lassen sich Fortschritte entdecken.

Die gleiche Theorie kann auf Design- und Produktentwicklungsframeworks angewendet werden. Es ist wichtig, es weiter zu versuchen, anstatt aufzugeben, weil ein Projekt nicht wie geplant verlief. Diese Dinge funktionieren umso besser je häufiger man sie ausprobiert. Expert:innen an der Seite sind hilfreich, da sie nicht nur inhaltlich mitarbeiten, sondern auch das Vorgehen anleiten und gemeinsam kontinuierlich bestmöglich auf die Rahmenbedingungen der Organisation und Kolleg:innen anpassen.

Fragst du dich, wo dein Unternehmen in Bezug auf diese Frameworks steht? Dann tauche tiefer in das Modell ein, das organisatorischen Fortschritt messbar macht: Design Maturity.


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Verfasst von: Helena Rott

Helena ist seit 2017 Teil des Teams und als Lead-UX-Designerin für den B2C-Bereich von KIND verantwortlich. Mit ihrem Hintergrund als Produkt-Designerin verfügt sie über ein breites Wissen an Design Thinking und Lean-Innovation-Methoden. Diese setzt sie nicht nur für ihre Kund:innen lösungsorientiert ein, sondern auch für die Weiterentwicklung des DAYONE-DIaaS®-Frameworks. Ihr Ziel dabei ist es, durch die Vermittlung und den Einsatz von DIaaS® die Design Maturity der co-kreativen Kundenteams kontinuierlich zu steigern.

Helena
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